Wir wollen von den Kunden als Experten für Bücher wahrgenommen werden

Bonanvendi blickt hinter die Kulissen von Recommerce-Anbietern und gibt ihnen ein Gesicht. Dieses Mal ist Buchmaxe zu Gast. Der Gründer, Marcin Lindermann, stand uns Rede und Antwort.

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Erste und wichtigste Frage, wer oder was ist Buchmaxe?

Wir sind ein Ankaufsportal für die Produktgruppen Bücher, CDs und DVDs, saisonal auch mal Spielzeug und Brettspiele. Aber 90 Prozent unseres Umsatzes machen wir mit Büchern. Insofern ist der Name “Buchmaxe” Programm.

Wie kommt man auf die Idee, sich auf dieses Thema zu spezialisieren? Spontane Eingebung oder wohlüberlegte Geschäftsidee?

Weder noch, sozusagen gleitender Übergang aus einem Hobby. Früher bin ich gerne auf Flohmärkten unterwegs gewesen. Schnäppchenjäger aus Spaß an der Freude. Die Freude bestand im Gewinn aus dem billigen Einkauf auf dem Flohmarkt und dem Verkauf über eBay. Das hat prima geklappt. Zu dieser Zeit habe ich eine Nase dafür entwickelt, was marktgängig ist und was ein fairer Preis ist. Ich habe auch gerne mal zehn Bücher im Stapel gekauft und die dann online weitererkauft. Auch das funktionierte gut, blieb aber alles im Rahmen eines Hobbys.

Was heißt früher?

Das waren die 2000er-Jahre. Das Interesse am Onlinehandel kam dank eBay groß auf. Auch ich fand die Idee sofort gut und habe darüber mein generelles Interesse am Handel bedienen können.

Warum ist es dann doch nicht nur beim Hobby geblieben?

Ich bin mit mir selber gewachsen und irgendwann ist es dann kein Hobby mehr. Du willst auch als Hobbyhändler gut sein und entwickelst dich.

Da ich Informatiker bin habe ich mir bereits sehr früh Technik zu Nutze gemacht, um das Business zu optimieren. Bereits Mitte der 2000er-Jahren habe ich eine raffinierte App eingesetzt, die ich für mein damaliges Mobiltelefon entwickelt hatte. Über Bluetooth konnte ich das Telefon mit  einem Barcodescanner im Ärmel verbinden. Der aktuelle Verkaufs-Marktpreis der Artikel bei eBay kam dann direkt über Kopfhörer, und ich wusste sofort, ob ich ein interessantes Angebot vor mir hatte oder nicht.

Das Geschäft limitiert haben andere Dinge. Zum Beispiel kann man mehr als 20 Bücher schon einfach schlecht vom Flohmarkt wegschleppen, in Summe fehlte daher zu diesem Zeitpunkt das Volumen, um vom Recommerce leben zu können.

Im Dezember 2009 habe ich dann meinen Weihnachturlaub in das Erstellen einer Webseite investiert. Und dann stand ich über kurz oder lang vor der Entscheidung, richtig oder gar nicht. Am Ende habe ich meinen Job aufgegeben, um Entrepreneur zu werden.

Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung bis jetzt? Wo steht Buchmaxe heute?

Ich bin mehr als zufrieden. Dank eines gesunden Wachstums durfte ich mehrmals umziehen, um die Größe des Lagers den steigenden Umsätzen anzupassen. Heute verfügt Buchmaxe über 1000m² Lagerfläche. Ich bin immer noch Einzelunternehmer, aber inzwischen unterstützen mich 15 Mitarbeiter.

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Arbeitet Buchmaxe ausschließlich online oder habt ihr auch “echte” Shops?

Online ist ganz klar unser primärer Kanal. Offline ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Ergänzung, auch speziell zur Markenbildung. In Darmstadt haben wir daher den ersten Outlet-Store  eröffnet. Auf 200 m² können Buchgeschäfte abgewickelt werden. Man kann mit seinen Büchern vorbeikommen und sie verkaufen und natürlich darf man auch zuschlagen und kaufen. Wir sind mit der Kundenresonanz sehr zufrieden, das Feedback ist durchweg positiv. Wir denken, dass das “Buchmarie-Outlet” einen guten Weg gehen wird, weiteres Wachstum nicht ausgeschlossen.

Wie hat sich das Sortiment entwickelt, was sind eure Schwerpunkte?

Da gibt es eine klare Linie, wir wollen von den Kunden als Experten wahrgenommen werden. Dafür brauchst du eine Kernkompetenz, und das sind bei uns die Bücher. Der An-und Verkauf von CDs, DVDs und Konsolenspielen ist eine naheliegende Ergänzung, die ins Profil passt, die wir aber nicht forcieren. Dazu kommen noch saisonale Aktionen. Vor Weihnachten nehmen wir auch Spielzeug und Brettspiele gezielt ins Sortiment. Das bleibt aber bei der Idee des saisonalen Angebotes, denn in dem Bereich ist die Ansprache der Zielgruppe schwieriger. Wir haben auch Elektroartikel einmal geprüft, aber als ungeeignet verworfen. Zu schwierig abzuwickeln, und es passt auch nicht zur Marke. Generell werden wir weiter dem Credo folgen, ein Spezialanbieter für Bücher zu sein.

Bücher nur für den deutschen Markt oder ist Buchmaxe auch international ausgerichtet?

Als Kunden sprechen wir natürlich in erster Linie deutschsprachige Leser an. Als Plattform sind wir automatisch international. Das sichert das Internet und die Tatsache, dass es in einigen anderen Ländern natürlich auch deutschsprachige Kunden gibt. Diese zu bedienen reduziert sich als Aufgabe hauptsächlich darauf, die Versandlogistik sicherzustellen. Die Sprache unserer Website ist allerdings nur deutsch und das wird auch erst mal so bleiben.

Hast du als Unternehmer eine Philosophie, die du bei Buchmaxe umsetzt?

Philosophie greift zu hoch, aber die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Job ist mir sehr wichtig. Deshalb spielen persönliche Bedürfnisse bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen und der Arbeitszeit eine wichtige Rolle. Wir haben sehr flexible Arbeitszeiten, die über ein Jahresarbeitszeitkonto geregelt werden. Optimal für Mütter oder eben auch Väter, die Kinder zu betreuen haben. Teamarbeit wird groß geschrieben. Wenn man so will, sind das die tragenden Punkte unserer Arbeitsphilosophie.

Das setzen wir auch nach außen, für unsere Kunden um.

Guter persönlicher Service, gut erreichbar sein, keine Warteschleifen, keine Computer die Anrufer auffangen, das sind Punkte, die uns sehr wichtig sind.

Was sind die wichtigsten Eckpfeiler über die Buchmaxe seine Umsätze sichert und entwickelt?

Zunächst sind da die Verkaufs-Kanäle zu nennen, wie Amazon, Booklooker, eBay und natürlich unsere eigene Onlinepräsenz sowie unser Outlet-Shop Buchmarie. Ganz vorne steht selbstverständlich gutes Marketing. Da vor allem Google Adwords, Facebook-Werbung, Affiliates und die Arbeit mit Newslettern. Für 2015 wollen wir die Pressearbeit deutlich aktivieren, ein Arbeitsfeld, das wir bisher noch gar nicht so richtig aktiv betrieben haben.

Wo soll es mit Buchmaxe in naher Zukunft hingehen, wie sehen die Pläne aus?

Natürlich wollen wir weiter wachsen und die Marktpräsenz ausbauen. Das kommt nicht von selbst, und so haben wir zum Beispiel eine iPhone-App in Angriff genommen, die die bestehende Android-App ergänzen wird. Daneben werden wir weiter an der Kernkompetenz Bücher festhalten, das Thema Brettspiele leicht ausbauen, insbesondere die Palette saisonal vergrößern, das heißt vor allem zu Weihnachten und im Sommer, ansonsten aber an unseren Ankauf-Kategorien zunächsts nichts weiter ändern.

Wie seht ihr die Entwicklung eurer Branche insgesamt in naher Zukunft? Wo geht es tendenziell mit dem Recommerce-Markt hin?

Aus meiner Sicht und Erfahrung wird es eine Konsolidierung des Marktes geben. Zum einen verzeichnen wir eine gewisse Sättigung des Angebots und zum anderen, daraus resultierend, gibt es einen härteren Preiswettbewerb der Anbieter. Das wird Folgen haben. Die sehe ich in Richtung Fusion oder Akquisition, und im Schrumpfen der Anbieterzahl.

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